Freitag, 28. Januar 2005

Es wird immer besser ...

Heute bin ich mit düsteren Gedanken über die Verbindung zwischen gebührenpflichtigem Studium und Huxley'schen Zukunftsvisionen in die Uni gefahren und musste dort feststellen, dass die Behörden sich in ihrer schier unendlichen ausbeuterischen Kreativität voll und ganz auf Studenten eingeschossen haben. Neben erhöhten Verwaltungsbeiträgen und Studiengebühren für die nahe Zukunft haben sie eine weitere Teufelei ausgeheckt und diese schon in die Tat umgesetzt - Parkgebühren. Als ich an meinem Institut ankam, entdeckte ich überall kleine neue Plastikkörper mit Geldeinzugsmechanismen, die sich auch nach mehrmaligen Augenwischen immernoch als Parkscheinautomaten entpuppten. Sämtliche verfügbaren und zudem sehr knappen Parkgelegenheiten kosten ab sofort zwischen 0700 - 2300 bares Geld, außer man hat einen Anwohnerausweis ... den natürlich keiner hat, weil um die Instiute kaum jemand wohnt. Nach Lehrbetrieb stehen viele Parkplätze leer. Es ist glassklar, dass die Parker mehrheitlich Universitätsbesucher sind.

Nicht nur die Idee ist hirnrissig, sondern auch der Zeitpunkt ist mehr als ungeschickt gewählt - zeitgleich mit der Urteilsverkündung des BVerfG. Danke Bayern! Danke Staat! Scheiß Welt!!

hm Studiengebühren hm

Naja, noch gibt's ja keine Studiengebühren. Mich selbst wird die Entscheidung sowieso nur wenig treffen. Aber trotzdem beschäftigt mich dieses Thema sehr. Ich empfand es als Geschenk, meiner Eltern und eines geizigen, unwilligen, aber dennoch in Grenzen großzügigen Staates, studieren zu dürfen und genieße es noch immer sehr. Auch wenn mir solche Bemerkungen so gut wie nie über meine pelzige Zunge kommen: ich bin dankbar dafür, dass mir das möglich war.

Gedanken zu dem Thema mach ich mir weniger aus persönlicher Betroffenheit, sondern wegen den essentiellen, komplexen Auswirkungen der anstehenden Entscheidungen.

Die Idee an sich finde ich gar nicht so schlecht. Sozial gerechte Studiengebühren könnten den Universitäten die bitter notwendigen Mittel für bessere Forschung und Ausbildung zukommen lassen. Aber mal ehrlich. Wo gabs in einem Land mit leeren Kassen schon jemals sozial gerechte Gebühren für irgendwas? Und außerdem darf man Lösungsmodelle nicht einfach aus ihrem Kontext herausreißen und übernehmen, nur weil man glaubt, sie funktionierten dort (z. B. in Amerika?) deswegen auch hier. Politik muß an die Kultur derer Menschen angepasst sein, auf die sie ihre Wirkung entfaltet. Und die Deutschen sind mal echt kein risikofreudiges Völkchen, dass munter zehntausende €nen in eine ungewisse Zukunft inverstiert. Und was ist schon ungewisser als die berufliche Zukunft eines Deutschen, zumindest in dem meisten deutschen Köpfen?

Folgen von Studiengebühren

Im Spiegel online steht ein Interview, das knapp und sachlich die Folgen von Studiengebühren in Deutschland prognostiziert. Ich stell' das hier rein, weil ich den Argumenten nur gänzlich zustimmen kann. Wenn Studiengebühren verlangt werden, wird genau das eintreten, was Herr Nagel im Interview erzählt:

- Deutschland kann kein außreichendes Stipendien- und Kreditsystem für Studenten stellen, weil alle Kassen leer sind -> Studiengebühren sind für die Meisten nur durch Verschuldung zu tragen, also durch Unsicherheiten, die in die Zukunft verschoben werden -> Deutsche hassen Unsicherheit -> Das wird zu deutlich weniger Absolventen führen -> Deutschland braucht aber gerade als Land mit zunehmendem Nachwuchsmangel mehr hochqualifizierte Absolventen und nicht noch weniger!

- Die Landeskassen sind leer -> die Studiengebühren werden zwar an die Universitäten fliessen, aber lediglich die immer weiter zurückgeschraubten, steuerfinanzierten Bildungszahlungen der Bundesländer ersetzen -> die Bundesländer ziehen sich Schritt für Schritt aus Bildungsfinanzierung zurück -> indirekt finanzieren die Studiengebühren also den staatlichen Bildungsfinanzierungsabbau, und fließen somit sehr wohl in die Landeskassen -> diese sind bekanntlich Fässer ohne Boden aber man muss die Universitäten trotzdem verbessern -> in der Folge werden Studiengebühren kontinuierlich angehoben werden -> noch mehr soziale Ungerechtigkeit -> noch weniger Absolventen

- Absolventen verdienen nach der Uni besser, und zahlen deswegen auch entsprechende Steuerbeträge -> Studiengebühren lassen sich nicht mit dem Argument der sozial gerechten Vermögensumverteilung rechtfertigen -> man sollte Reiche erst in ihre Verantwortung ziehen, wenn sie auch reich sind und das ist aufgabe des Steuersystems

- Man möchte erreichen, dass Besserverdienende ihr Sparverhalten ändern und mehr konsumieren um die Binnennachfrage zu steigern-> Deswegen werden Lohnnebenkosten- und Steuersenkungen diskutiert -> Absolventen sind angeblich Besserverdiener -> Schulden aus Studiengebühren würden aber zusätzlich die Kaufkraft eines Absolventen belasten, sofern er denn einen gutbezahlten Job gefunden hat, und würden wirtschaftspolitischen Maßnahmen entgegenwirken

ich werd mir in Zukunft noch öfter den Kopf dazu zerbrechen und Argumente sammeln.

2R

"Wenn ein phosphoreszierender Tiefseefisch von frischer Bergluft erzählt ..."

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